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24. September 2025 - Europäischer Kunsttherapietag


In vielen Kliniken gehört Kunsttherapie selbstverständlich zum Angebot – neben Psychotherapie und anderen Fachtherapien. Im Alltag ist sie jedoch noch wenig sichtbar, was ich sehr bedauere. Gerade heute, wo viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter mentalen Belastungen leiden und lange auf einen Psychotherapieplatz warten müssen, könnten Kunsttherapie oder auch andere komplementäre Therapien eine wertvolle Unterstützung oder Ergänzung sein.

 

Was ist Kunsttherapie?

Kunsttherapeut:innen sind Fachpersonen, die mit künstlerischen Medien arbeiten. Es gibt fünf Fachrichtungen:

  • Gestaltungs- und Maltherapie

  • Musiktherapie

  • Dramatherapie

  • Intermediale Therapie

  • Bewegungs- und Tanztherapie

Kunsttherapie eröffnet einen Zugang zur eigenen Innenwelt. Während Sprache manchmal an ihre Grenzen kommt, ermöglicht das kreative Gestalten, Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen sichtbar und spürbar werden zu lassen.

Dieser Zugang ist uns seit Kindheit vertraut: Kinder drücken sich selbstverständlich über Spiel, Farbe und Fantasie aus. Doch auch Erwachsene tragen diese Fähigkeit in sich – oft überlagert von Alltag, Rationalität und Funktionieren. In der Kunsttherapie wird dieser schöpferische Kanal bewusst genutzt, um innere Prozesse anzuregen, neue Perspektiven zu gewinnen und Ressourcen zu stärken.

Wichtig: Es braucht keinerlei künstlerisches Können! Entscheidend ist nicht das Ergebnis, sondern der Prozess – das eigene Erleben, das in Bildern, Formen und Symbolen Gestalt annimmt und dadurch bearbeitet und verstanden werden kann.

Die Kraft der Bilder

Ein großer Teil unseres Denkens geschieht in Bildern – Schätzungen zufolge rund 70 %. Diese inneren Bilder sind eng mit Emotionen und Erinnerungen verknüpft und prägen, wie wir die Welt erleben.

In der Kunsttherapie können solche Bilder sichtbar gemacht und neu gestaltet werden. Indem ein belastendes Bild verwandelt oder ein stärkendes bewusst entwickelt wird, entstehen im Gehirn neue Verknüpfungen. Das ermöglicht, Altes loszulassen, Ressourcen zu aktivieren und neue Perspektiven im Alltag zu verankern.

Bei welchen Themen unterstützt Kunsttherapie?

Kunsttherapie eignet sich für Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen – sowohl bei akuten Belastungen als auch in längeren Entwicklungsprozessen. Typische Themen sind:

 

Belastungen und Krisen

  • Stress, Erschöpfung und Burnout

  • Ängste, innere Unruhe und depressive Verstimmungen

  • Trauma und belastende Lebenserfahrungen

  • Psychosomatische Beschwerden (z. B. Schmerzen, Verspannungen, Schlafprobleme ohne klare körperliche Ursache)

  • Übergänge und Neubeginn (z. B. Trennung, Krankheit, Verlust, Lebensveränderungen)​

Stärkung und Entwicklung

  • Selbstwert und Identitätsfragen

  • Ressourcen aktivieren (Kreativität, Lebensfreude, Selbstvertrauen)

Kunsttherapie kann sowohl ergänzend zu einer psychotherapeutischen Behandlung als auch präventiv genutzt werden. Sie richtet sich an Erwachsene, Jugendliche und Kinder, die über das kreative Tun leichter Zugang zu ihrem Inneren finden möchten.

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